Ich werde immer mal wieder über Tipps und Tricks der Konzertfotografie gefragt. Aus diesem Grund möchte ich hier nun mal meine Erfahrungen mit dem Thema Konzertfotografie sammeln:
1. Technisches
Das Hauptproblem an der Konzertfotografie sind bekanntlich die schlechten Lichtbedingungen. Das Licht ist meist sehr reduziert oder unstetig (durch drehende Spots und Scheinwerfer). Ebenfalls sind die Farben des Lichts nicht immer optimal. Aus diesem Grund ist es nötig, dass die Kamera einen möglichst hohen ISO-Wert unterstützt und dabei trotzdem möglichst wenig Bildrauschen erzeugt.
Die meisten aktuellen Spiegelreflexkameras unterstützen ISO-Einstellung von über ISO1600, was dann in den meisten Fällen ausreicht.
Zusätzlich sollten die genutzten Objektive einen möglichst tiefen Blendenwert haben (Blende 2.8 oder kleiner). Leider sind diese Objektive sehr kostspielig, vor allem im Zoom-Bereich. Aber es gibt günstige Objektive, die für diesen Zweck sehr gut geeignet sind. Ich arbeite z.B. mit folgenden Objektiven:
Canon EF 50mm f/1.4 USM
Canon EF 85mm f/1.8 USM
Canon EF 70-200mm f/.28L USM
Zu beachten ist, dass vor allem beim Einsatz von Zoom-Objektiven durch den engen Bildausschnitt noch mehr Licht verloren geht, was scharfe Fotos zusätzlich erschwert. Anfangs ist es einfacher ein Objektiv mit kleinerer Brennweite zu verwenden, damit möglichst viel Licht aufgenommen wird. Also – möglichst nah ran!
2. Motiv
Einige Fragen, sollte man sich schon vor dem Konzert stellen:
Handelt es sich um einen einzlenen Musiker, oder um eine ganze Band?
Wie gross ist die Bühne?
Gibt es einen Fotograben (bei grossen Konzerten und Veranstaltungen)?
Gibt es allenfalls die Möglichkeit, sogar hinter der Band zu fotografieren?
Viele dieser Faktoren sind gegeben und sollten von Fotografen berücksichtigt werden. Ebenfalls sollte der Musikstil der Band berücksichtigt werden. Bei einer Rockband können Fotos auch mal unscharf sein, bei einem Klassik- oder Jazzkonzert sind unscharfe Bilder schwerer “zu vertreten”.
Grundsätzlich wirkt es imposanter, wenn Musiker “von unten” fotografiert werden. Von oben herab fotografiert, bekommt das ganze viel mehr Abstand und verliert oft auch an Lebendigkeit. Am besten also möglichst tief am Boden, dann stört man auch die anderen Zuschauer weniger.
3. Sonstiges Zubehör
Ich persönlich arbeite nicht mit Stativ, ich fotografiere also alles aus der Hand. Ein Einbeinstativ kann aber durchaus Sinn machen. Gerade bei längeren Konzerten ist es sehr angenehm, wenn man die Kamera ein bisschen abstützen kann. Der Nachteil von Stativen ist die eingeschränkte Flexibilität.
Speicherkarten sollten immer Griffbereit und leer sein. Live-Konzerte passieren schnell und so verpasst man schonmal eine Situation, wenn man die Karte zuerst noch löschen muss. (Tipp: Oft ist es schneller die Karte zu formatieren, als die Bilder zu löschen)
Ebenfalls arbeite ich nicht mit einem zusätzlichen Blitz. Das neutrale Blitzlicht muss sehr gekonnt eingesetzt werden, damit dieses nicht störend ist.
z.B. so:
Death Of A Cheerleader / LaCatrina (Susanne Rudolf)
4. Einstellungen
Die Kameraeinstellungen lege ich immer von Hand fest und überlasse nichts der Automatik.
Ich arbeite jeweils mit der kleinstmöglichen Blende (1,4 oder ähnlich) und starte mit dem ISO-Wert 1600. Die Belichtungszeit nutze ich von 1/60 Sekunde aufwärts. Anfangs fällt es oft noch schwer 1/60 Sekunde ruhig zu halten, aber mit ein bisschen Übung ist das möglich.
Die Problematik von solchen langen Belichtungszeiten sind dann natürlich, dass das Motiv schneller unscharf wird.
Ebenfalls besteht das Problem, dass bei der kleinen Blende (1.4) das Bild sehr wenig Tiefenschärfe bekommt. Das Bild wird also dadruch noch zusätzlich unscharf, sobald der Musiker sich aus dem Fokus bewegt. Da hilft oft nur die Serienbildaufnahme!
5. Nachbearbeitung
Da ich all meine Fotos im RAW-Format aufnehme, bearbeite ich diese zuerst in Adobe Lightroom. Ich möchte hier aber keine ausführliche Anleitung zu Lightroom geben, aber folgende Sachen können in der Bearbeitung helfen:
– Bilder allenfalls in Schwarzweiss umwandeln
– Schwarzwert / Kontrast / Farben verstärken
– evtl. nachträglicher Weissabgleich (dadurch verschwindet leider die Lichtstimmung vom Konzert)
Danach die Bilder veröffentlichen und Feedback abwarten…
Das wichtigste in Kürze
Objektive mit möglichst kleinem Blendenwert.
ISO auf 1600 oder höher, ohne zu viel Bildrauschen zu bekommen.
Blende auf möglichst kleinen Wert stellen, Verschlusszeit manuell vornehmen (1/60 Sek oder mehr)
Am Anfang Serienbilder machen
Und noch ein paar Locations mit “gutem” Licht:
Gaswerk, Winterthur
Exil, Zürich
Moods, Zürich
Nouveau Monde, Freiburg
Kulturmarkt, Zürich
Ich hoffe, ich konnte hier einen kleinen Einblick in die Konzertfotografie geben.
Falls fragen sind, beantworte ich diese gerne!
Bis bald, Kevin
Links zu Konzertfotografen:
Tabea Hüberli! www.t13.ch
Guido Karp! www.guidokarp.com
Tatjana Rüegsegger! (Flickr)
La Catrina Bar! (Facebook / Susanne Rudolf)
[…] Hier geht’s noch zum ersten Blogbeitrag. […]