Goodbye Tinder, it’s been nice

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Leben

Ich habe Tinder genutzt, zwei Wochen!
Tinder ist ein App, mit dem man anhand von drei Kriterien (Alter, Geschlecht, Umkreis) Personen finden kann, die einem gefallen. Liken sich zwei Personen gegenseitig kann man miteinander chatten. Probieren wollte ich das ganze schon lange, aber das man sich mit dem Facebook-Profil anmelden muss, hat mich aus unerfindlichen Gründen abgeschreckt. Nach dem Artikel von Franziska habe ich das Experiment aber doch gewagt.
Ich wollte das ganze aber ein bisschen Wissenschaftlich angehen.
Die Idee: 1000 Profile durchsehen und wirklich nur diese Personen akzeptieren, die mir von den Bildern her gefallen (164). Ich habe das ganze am Mittwoch, 22. April, am Abend gestartet und gleich alle Profile durchgesehen. Ich habe gemerkt, dass ich oft in weniger als einer Sekunde entschieden habe, ob mir eine Person gefällt oder nicht. Ich stumpfte ab, wurde müde. Was mir auffiel war, das viele Frauen eine Grössenangaben hinterlegt haben. Scheinbar ist es für Frauen über 1.74 Meter problematisch einen grösseren Mann zu finden. Auch Sprachangaben sind sehr beliebt, sowie die Bemerkung, dass man keine ONS (One Night Stands – musste ich googlen) sucht.
ons

Witzig fand ich Texte wie: Falls du nicht so aussiehst wie auf deinen Fotos, zahlst du die Drinks bist Du es tust. Hinter diesen Aussagen steckt sicher auch eine interessante Geschichte.
Da ich neu auf Tinder war, gab es bei mir am Mittwoch Abend nur einen Match (eine Frau, die mich anhand des Profiles geliked hat).
Die anderen Matches sind dann erst in den folgenden Tagen dazugekommen und ich wurde jeweils benachrichtigt. Schockierend: Ich konnte mich meist nicht mehr genau an die Personenbilder erinnern. Namen waren sowieso kein Thema, alle vergessen.
Ich habe dann versucht mit den Personen einen Chat zu eröffnen, wobei mir der erste Satz immer recht schwer viel. Ein “Hallo” fand ich doof. Meist habe ich mich auf irgendetwas auf den Profilbildern bezogen. Ich habe ein paar wenige Antworten bekommen, sobald ich aber geschrieben habe, dass ich keine Affäre bzw. Beziehung suche wurde der Kontakt abgebrochen bzw. meine Verbindung gelöscht (WTF!!).
Ich konnte mich dann aber doch mit zwei Personen treffen. Beide Male auf einen kurzen Kaffee und es war ernüchternd. Beide hatten auf Tinder nicht die besten Erfahrungen gemacht und eher eindeutige Angebote bekommen. Obwohl die Idee ursprünglich war, neue Leute kennenzulernen scheint das auf Tinder nicht ganz so einfach zu sein. Zu schnell, zu anonym, zu einfach…
Trotzdem bleiben aber beide auf Tinder. Es hat ja auch Suchtpotential. Ich kann meinen “Marktwert” abchecken und jeder Match ist gut fürs Ego. Und ich kann ja unendlich viele Profile durchklicken – vielleicht ist ja irgendwann jemand dabei…
Durch gefühlte Anonymität entsteht Nervenkitzel. Das macht Tinder spannend. Die Möglichkeit einen Partner oder One Night Stand auf einfachem weg und ohne viel Aufwand zu finden tönt verlockend. Mir ist es zu anstrengend, ich lerne Leute lieber im echten Leben kennen. Bei mir gab es nur einen Fall, bei dem ich das Gespräch nicht selber eröffnen musste. Bei allen anderen habe ich die erste Nachricht geschrieben. Tinder kann vieles, aber es nimmt einem die Arbeit nicht ab. Auch hinter Tinder steckt – wenn man ernsthaft neue Menschen kennenlernen will – viel Arbeit. Ich habe für mich gemerkt, dass dieses anonyme Vorgehen und die Entscheidung nur über die Bilder zu schwer fällt. Ich lerne Menschen lieber gleich im echten Leben kennen.
Trotz meinen 38 Matches habe ich heute meinen Tinder-Account gelöscht. Goodbye stranger, it’s been nice.

Supertramp – Goodbye Stranger from iNNer OptiC on Vimeo.

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