Ich habe mich in meinem Blog meist mit persönlichen Geschichten und Meinungen zurückgehalten. Einerseits, weil ich das nicht sehr objektiv finde, andererseits weil ich andere Themen immer interessanter fand. Ich bekomme aber in letzter Zeit oft Mails die nicht mehr um die Blogthemen gehen, sondern vermehrt um mich persönlich. Das fand ich am Anfang sehr merkwürdig, weil ich ja hier im Blog meist das Thema im Vordergrund hatte und nicht mich.
Diese Woche hat mich nun eine Anfrage erreicht, in einer Schule einen Vortrag zu halten in dem ich über “meine Einstellung zum Leben” und über meine “Vorgehensweisen bei der Themenwahl” berichte. So ganz genau weiss ich noch nicht, was ich da erzählen soll, aber diese Anfrage gab den Anstoss zu diesem Blogpost. Ich möchte in Zukunft nicht nur über die Themen berichten die ich spannend finde, sondern auch über meine Gedanken und Überlegungen.
Der Autodidakt
Ich bin Autodidakt. In vielen Bereichen eigne ich mir das Wissen selber an. Ein Autodidakt kann”sich sein gesamte Bildung, auch Fertigkeiten in der Technik, in Eigenregie aneignen”. Ich muss zugeben, dass ich mir nicht die gesamte Bildung selber angeeignet habe, aber in vielen Bereiche meines Lebens die Ausbildung in Eigenregie entstanden ist.
Ich erinnere mich noch an das Jahr 1997, als ich das erste Mal mit dem Internet in Kontakt kam und mir beibringen wollte, wie man eine Internetseite gestaltet. Damals war der ultimative HTML-Editor noch ein Programm namens “Arachnophilia“. Der Autor dieser Software hat ein Buch namens “Confessions of a long distance Sailor” geschrieben. In diesem Buch beschreibt er unter anderem, wie er sich das Segeln, das Programmieren und viele Teile der Schulbildung selber beigebracht hat. “Ein Autodidakt”, hat damals meine Mutter gesagt, ohne das ich genau wusste, was das bedeutet. Aber ich war fasziniert davon, sich selber Dinge beizubringen.
Ein paar Jahre später arbeite ich immer noch im Web-Bereich – meine Ausbildung ist also geglückt – und auch in vielen anderen Bereichen konnte ich das selber angeeignete Wissen auf beruflicher Basis einsetzen.
Das Vorgehen
Mein Vorgehen ist immer ähnlich. Sobald ich über ein Thema stolpere, dass ich spannend finde und ich mich vertiefen möchte, gehe ich folgendermassen vor:
1. Recherche
Ich versuche in Büchern und im Internet möglichst viel über das Thema herauszufinden. Auf diesem Weg erhalte ich schnell einen Überblick über das Thema und kann entscheiden, wie weit ich mich darin vertiefen will.
2. Kopieren
In vielen Bereichen kopiere ich oft, was ich sehe. Rezepte nachkochen. Anleitungen nachbauen. Code kopieren.
Ich denke, dass die meisten Leute bis zum Kopieren gehen. Texte und Ideen werden kopiert und nachgemacht. Allerdings wird hier keine Erkenntnis gemacht. Obwohl dieser Vorgang bereits in den nächsten Schritt übergeht, braucht es den Schritt drei.
3. Wie und warum
Das ist für mich der wichtigste Schritt. Hier versuche ich herauszufinden, warum etwas gemacht wird, wie es gemacht wird. Warum darf das Wasser im Kaffee nicht zu heiss sein? Wofür braucht es das Eiweiss beim Kochen? Warum wird dieser Code eingesetzt? Warum lese ich diesen Text oder diese Buch gern?
Bei diesem Schritt braucht es oft ein bisschen Zeit, aber er lässt sich auf fast jeden Bereich anwenden:
Ich mag, wie Johnny Depp sich kleidet:
1. Verschiedene Bilder aus den Internet heraussuchen.
2. Habe ich ähnliche Kleidung, die er auch trägt?
3. Was macht er anders? (Er arbeitet mit verschiedenen Kleiderschichten übereinander)
Ich mag die Bilder im Kinfolk Magazin
1. Wie sehen die Bilder aus?
2. Haben die Bilder den selben Stil? Ich kopiere beim Fotografieren den selben Bildausschnitt.
3. Was macht es aus? (Die Bilder haben immer dasselbe Farbkonzept und sind pastellartig gehalten, simpler Bildaufbau)
Ich habe mir in den letzten Jahren oft Dinge beigebracht, von denen mir die meisten Leute abgeraten haben. Dinge, die alleine zu kompliziert seinen wie die Zündung meines alten Käfers ersetzen bzw. das Auto zu restaurieren, Gitarre spielen, Möbel restaurieren usw. Mich motiviert immer wieder aufs Neue, dass ich von vorne beginnen kann. Neue Dinge die ich lernen kann!
Was wollt ihr als nächstes lernen?