Tiny House ≠ Minimalismus

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Leben

Besucher meines Tiny Houses fragen mich immer wieder, ob ich mich als Teil der Minimalismus-Bewegung sehe. Ehrlich gesagt wusste ich bis vor kurzem gar nicht so genau, was diese Bewegung macht. Ich habe mir aber zwei Bücher zum Thema Minimalismus gekauft und mich eingelesen, was es mit dieser Art des Lebens auf sich hat. Ich merke, dass sich da jeder ein bisschen seine eigene Wahrheit zusammensetzt, aber Wikipedia sagt dazu folgendes:

Beim einfachen Leben wird darauf geachtet, das eigene Verhalten hinsichtlich Konsum, Besitz und Beziehungen auf Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu hinterfragen. Ein Übermaß an Besitz, aufgrund von Streben nach sozialem Status und Prestige, wird als hinderlich und belastend betrachtet. Man vermeidet Konsum zur Unterhaltung oder als bloße Freizeitbeschäftigung und kauft stattdessen gezielt ein. Es wird deutlich zwischen reinem Begehren und echter Notwendigkeit unterschieden. Der Lebensstil ist von der grundlegenden Haltung geprägt, weniger Dinge zu besitzen, um sich und die Umwelt mit deren Anschaffung, Bezahlung, Pflege und Entsorgung nicht unnötig zu belasten. Freizeit genießt eine hohe Wertschätzung. Beim einfachen Lebensstil erscheint es unvernünftig, Lebenszeit gegen Geld einzutauschen, um Dinge in seinen Besitz zu bringen, die man nicht braucht, oder Arbeitszeit aufzuwenden, um mit deren Ertrag mehr konsumieren zu können.

Es geht also grundsätzlich darum alles zu reduzieren, was man will und auf das zu beschränken, was man braucht. Darum für mich ganz klar: Nein, ich bin kein Minimalist.

Das Tiny House war für mich ein Mittel zum Zweck. Ich wollte einfach kleiner und günstiger Leben. Weniger Dinge zu besitzen kam bei mir vorher. Ich habe nach einer längeren Reise viele Sachen weggegeben, weil es sich richtig angefühlt hat. Damit ich das aber tun konnte, musste ich einmal viele Bücher, viele CDs und eine grosse Wohnung besitzen. Es war wichtig, diese Dinge zu haben um sie dann wieder wegzugeben.

Das Thema Minimalismus ist mir ein bisschen zu dogmatisch. Es wird untereinander verglichen, mit wie viele Dingen wer leben kann und wer noch weniger besitzt ist noch besser. Minimalismus wird zum Wettkampf.

Wie Yoga, Ernährung, Vanlife oder Tiny Houses ist das Thema Minimalismus ein Trend. Wer nicht bewusst, nachhaltig und fair lebt, wird schon fast zum geächteten. Schade. Die Bewegung wäre gut, wenn nur das Vergleichen nicht wäre.

Bei mir ist es so, dass ich im Laufe der Zeit gemerkt habe, auf was ich gut verzichten kann. Ich muss keine Essenvorräte (Büchsen usw.) mehr anhäufen. Ich muss nicht mehr (zu) viele Kleider besitzen. Ich kaufe mir lieber teurere Produkte, die dann aber (hoffentlich) länger halten, reparierbar sind oder ich die Herkunft kenne.

Es gibt aber auch Dinge, die mir zu viel geben, als das ich darauf verzichten möchte. Ich reise viel mit dem Flugzeug. Ich fahre viel Auto. Ich essen manchmal Junkfood und trinke gerne Cola. Ich lebe in gewissen Bereichen im Überfluss, besitze drei Autos und zwei Motorräder. Definitiv nicht Minimalismus.

Aber ich lebe bewusst. Ich weiss, was es bedeutet, wenn ich viel Fliege. Ich weiss, dass das Autofahren nicht gut ist. Ich habe auch keine guten Argumente, warum ich das tue. Aber trotzdem ist mir das wichtig und ich kann auch mit der Verurteilung, dass ich dem Planeten schade, leben.

Wir sind im Moment auf der Suche nach dem “richtigen, korrekten und besseren” Leben. Wir vergleichen uns mit anderen und möchten “besser” sein. Aber leben wir denn noch für uns?

Minimalismus funktioniert auch umgekehrt. Brauche ich wirklich das Auto, dass ich fahre. Würde es nicht etwas kleineres tun? Brauche ich diese grosse Wohnung? Muss ich einmal pro Woche ins Restaurant essen gehen? Brauche ich die Ferien im Ausland?

Vielleicht ja nicht. Aber wenn es für dich wichtig ist: Yeah!

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