Über den Sommer und Privilegien

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Leben

Dieser Sommer hätte anders sein sollen. Ich denke, da sind sich im Moment alle Leute einig. Corona ist immer noch aktuell und der Sommer gehts schon bald dem Ende zu. Obwohl wir während des ersten Lockdown hier in der Schweiz schon sommerliche Temperaturen hatten, konnten wir uns im Sommer schon wieder ziemlich frei bewegen.

Ich hätte meinen Sommer teilweise in Griechenland verbracht, wäre mehr nach Norwegen gegangen, wäre auf der Rennstrecke gewesen. Ich wäre mehr gereist, mehr unterwegs gewesen. Aus dem wurde nichts und ich habe den grössten Teil des Sommers hier verbracht. Der Sommer geht langsam dem Ende zu und ich merke: Ich war wieder einmal privilegiert!

Natürlich war unser Geschäft auch vom Lockdown und von der Corona-Situation betroffen und ist es immer noch. Aber nie in einem kritischen Ausmass. Während die Gastrobranche vor allem am Anfang stark litt, sind für die ganzen Kultur-Arbeitsplätze noch keine Lösungen in Sicht. Es werden Firmen geschlossen, Leute entlassen und viele Menschen haben heute noch schlaflose Nächte und wissen nicht weiter. Und ich möchte hier schreiben, dass es für mich ein schöner Sommer war.

In der Anfangszeit  und während des Lockdowns gab es eine grosse Solidarität mit lokalen Betrieben. Es wurden Gutscheine gekauft, Hofläden besucht und lokal eingekauft. Man sprach darüber, wie man das auch in Zukunft machen wollte und wie wichtig, dass die regionale Einkaufsvielfalt sei. Und man hat darüber gesprochen, wie schön die Schweiz sei und wie man sich auf die Ferien hier freue und ja nicht unbedingt ins Ausland fahren müsse.
Schon einige Wochen nach dem Lockdown hat sich das geändert. Man kauft wieder im Ausland, fliegt in die Ferien und kauft wieder beim Grossverteiler ein. Der Alltag hat uns wieder eingeholt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Corona-Situation die Leute zum Nachdenken bringt. Das es eine Solidarität geben würde und das wir vielleicht als ein bisschen bessere Menschen aus dem ganzen Herauskommen.

Wir haben das Privileg in der Schweiz, dass wir die Folgen von Corona nur verhältnismässig wenig erleben. Regionen wie Südamerika oder Indien wird es schlimmer treffen. Wir reden hier über Entlassungen, während dort Menschen sterben. Ich will nicht herunterspielen, wie sich Firmenbesitzer in der Schweiz fühlen. Ich will nicht sagen, dass es uns “gut” geht. Aber im globalen Vergleich, haben wir wieder einmal gewonnen.

Ich beschäftige mich immer noch damit, wie ich kleinen Betrieben in meinem Umfeld und in meiner Kundschaft helfen kann. Es geht um Empfehlungen und um den Austausch. Es geht darum, dass man darüber spricht, wie es nach der Corona-Krise weitergehen soll. Es geht darum, dass wir das miteinander durchstehen. Es ist noch nicht vorbei – wir sind immer noch mittendrin!

1 Kommentare

  1. Ruth sagt

    Genau auf den Punkt gebracht! Leider ändert sich der Mensch nur bedingt, der Egoismus steht immer noch zu vorderst

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