Die Liebe zum Embrachertal

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Leben

In meinen Vorstellungen würde ich gerne im Meer an einem Fischerdorf leben. Ein bisschen abgelegen, aber immer noch so Nahe an der Zivilisation, dass ich Internet, ein schönes Café, ein paar lokale Betriebe und vielleicht ein Kino im Umkreis hätte. Es ist eine romantische Vorstellung zu Abgeschiedenheit und Ruhe.

Ich fahre gerade vom Büro nach Hause und durch Embrach. Und wieder einmal denke ich, dass kein Tourist spontan im Embrachertal bleiben würde, weil es da so schön ist. Das Tal hat zwar ein paar Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, aber nichts, was zu einem längeren Aufenthalt motivieren würde.

Aber ich bin gerne hier. Kommt man vom Flughafen her, fährt man an Augwil und Lufingen vorbei. Die ortskundige Person, kann die beiden Orte unterscheiden, aber die Orte sind sehr verschmolzen. Weiter geht es dann durch ein langgezogenes Embrach, in dem man keinen Ortskern erkennen kann. Einfach eine lange Hauptstrasse führt durch das Dorf. Danach geht es weiter nach Rorbas und Freienstein und hier kommt wieder die selbe Situation wie in Augwil und Lufingen. Rorbas und Freienstein sind zwar durch einen Fluss getrennt (mehr oder weniger), scheinen aber dasselbe Dorf zu sein. Verlässt man dann Freienstein, kommt man am Schloss vorbei nach Teufen. (Teufen hat zwar eine eigene Postleitzahl, gehört aber politisch zu Freienstein – auch Kompliziert :-). Und nach Teufen kommt nichts mehr. Es geht um den Irchel und dauert 10 Minuten bis zum nächsten Dorf. Oberembrach gehört auch zum Embrachertal und ist ab Lufingen oder Embrach erreichbar, liegt aber nicht auf der Durchfahrtsachse.

Wenn man vom Embrachertal spricht, entsteht der Eindruck von Zusammenhalt und Zugehörigkeit. Das ist aber nicht so ganz der Fall. Man arbeitet zwar zusammen, aber jedes Dorf konnte seine Eigenheiten behalten. Ich glaube bis heute, dass viele Leute aus dem Tal nicht wissen, dass es in Freienstein ein Kino gibt. Manchmal vergisst man auch, dass der Bierbrauer oder der Öl-Produzent im Nachbardorf zuhause ist.

Ich habe mein ganzes Leben in Embrach verbracht. Entweder wohnend oder arbeitend. Ich kenne das Dorf, die Strassen und die Menschen. Ich weiss, was passiert und welche Betriebe was machen. Ich kenne die besonderen Sachen und die aussergewöhnlichen Menschen. Das Tal bietet mir das meiste, was ich brauche. Es gibt tolle Handwerksbetriebe, gute Einkaufsmöglichkeiten, Autogaragen. Es gibt eine Bierbrauerei, ein Kino und ein Theater. Es gibt Hofläden und Bäckereien. Es gibt sogar ein Buch über die Geschichte von Embrach, die bei einem Embracher Verlag erschienen ist.

Zudem gibt es im Tal bzw.in Freienstein und Teufen etwa zehn Weinbauern, die ziemlich guten Wein produzieren.

Alles in Allem. Es gibt viele tolle Sachen hier.

Wer aber hier aufgewachsen ist, hat das Tal mit Sicherheit als “langweilig” bezeichnet. Man wollte in die Stadt. Wollte raus. Raus aus dem Dorf, wo jeder jeden kennt. Hinein in die Stadt zu den Partys und “zum Leben”. Mittlerweile kehren aber immer wieder Freunde, die weggezogen waren, ins Tal zurück.

Das Tal mag keine Perle sein, kein Geheimtipp und nichts besonderes. Aber irgendwie, ist es das doch. Mit seinen eigenen, speziellen Bewohnern irgendwo im Dreieck zwischen Kloten, Bülach und Winterthur.

Vielleicht ist das Embrachertal mein Fischerdorf. Ein bisschen abgelegen, aber immer noch Nahe an Winterthur und Zürich. Ich kenne die Leute hier, habe mein Netzwerk, mein Kino. Und wer braucht schon das Meer, wenn man den Wildbach hat!

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