“Wie alt bist du gerade?”
Auf den ersten Blick eine komische Frage. Jahrgang 1982. Also 33 Jahre alt.
Vielleicht kann man die Frage umformulieren: “Wie alt fühlst du dich gerade?” Das macht die Antwort schwieriger.
Aber warum? Bei den meisten Menschen gibt es ein gefühltes Alter, dieses ist meist nicht ganz genau definiert, äussert sich aber durch Lebensumstände, Wünsche und Bedürfnisse. Wir haben ein Arbeitsumfeld, bestimmte Freunde und Aktivitäten, die unserem Alter entsprechen. Wir sind 35 Jahre alt. Wir leben in einer Beziehung, haben Kinder und Haustiere. Wir haben ein fixes Einkommen und bezahlen Steuern.
Und dann gibt es Situationen, in denen wir uns nicht mehr 35 Jahre alt fühlen. Wir sind uns das in diesen Situationen auch meist nicht bewusst. Bestes Beispiel: Wir verlieben uns neu. Im Moment des Verliebtseins fühlen wir uns nicht mehr 35 Jahre alt. Wir sind wieder 15. Die erste Liebe. Glücksgefühle. Riesige Energie und schlaflose Nächte. Das selbe Gefühl kann sich auch bei neuen Ideen oder Projekten zeigen. Das ist die positive Seite.
Es gibt aber noch die umgekehrte Situation: Stress. Werden wir zum Vorgesetzten zitiert oder von der Polizei angehalten. Werden wir aus unserer Sicht falsch behandelt oder benachteiligt. Dann passiert das andere. Wir sind 7 Jahre alt.
Oft verbindet man solche Situationen mit Erlebnissen aus der Kindheit. Wenn man z.B. vom Lehrer vor der Klasse “blossgestellt” wurde. Oder wenn man sonstigen Mist gebaut hat und dafür “bestraft” wurde.
Wir fallen auch mit 35 Jahren auf diese Muster rein und handeln dann wie ein Siebenjähriger. Wir haben Angst, sind trotzig, aggressiv usw. In solchen Momenten hilft es, sich in den Moment zurückzuholen. Wie alt bin ich und wie alt fühle ich mich. Sobald man dann auf dieser Meta-Ebene ist, kann man die eigenen Handlungen besser kontrollieren und verliert in vielen Situationen die Angst. Darum sollte man sich in Stresssituationen öfter mal die Frage stellen: “Wie alt fühle ich mich gerade?”