Die Identitätskrise des Kaffees

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Kaffee

Gestern ist mir der perfekte Espresso gelungen!
Ich experimentiere im Moment mit mit verschiedenen Tassen, die sich in der Grösse, Höhe, Dicke usw. unterscheiden und versuche herauszubekommen, wie sich das geschmacklich auf den Kaffee auswirkt. Auf jeden Fall muss ich meist meine Kaffeemühle zwei bis drei Mal einstellen, bis ich ein akzeptables Resultat habe. Gestern aber auf Anhieb: Perfekt! Menge super, Geschmack super (Danke, Campesino Coffee Roasters), alles super. Und dabei ist mir aufgefallen, dass ich diesen Satz noch nie von einem Barista gehört habe: “Dieser Kaffee ist mir perfekt gelungen!”.
Warum eigentlich?
Beim Kaffee ist der letzte Schritt die Zubereitung. Und bei der Zubereitung spielen sehr viele Faktoren eine entscheidende Rolle. Temperatur, Mahlgrad, Wasser und Zeit sind nur einige davon. Und der Barista entscheidet bewusst oder unbewusst über diese Faktoren und muss dann den Kaffee servieren. Es braucht sehr viel Sicherheit um zu sagen, dass einem der Kaffee geglückt ist und man wirklich zufrieden ist mit dem Resultat. Ich denke, oft lässt man sich mit einer Aussage wie: “Dieses mal hat es nicht perfekt funktioniert…” oder: “Beim letzten mal war er besser” die Option offen, dass man nicht auf Feedback oder gar Kritik eingehen muss. Man weiss ja eigentlich, dass man den Kaffee besser machen könnte oder das er eben besser wäre.
Ich habe das Gefühl, dass sich diese Kultur ändern und mehr Selbstbewusstsein entstehen müsste, um den Kaffee einfach Kaffee sein zu lassen und auch mal den nicht perfekten Kaffee so hinzunehmen, wie er ist. Ohne Bemerkungen, ohne Kommentare.
Die Reproduzierbarkeit von Kaffee – und ich glaube das ist jedem bekannt – ist so eingeschränkt, dass es unmöglich ist, immer den perfekten Kaffee zu servieren. Und darum kann auch nicht perfekter Kaffee perfekt sein!

2 Kommentare

  1. Lis sagt

    Je älter ich werde, desto mehr geniesse ich den guten Kaffee! Natürlich mit einem feinen Schäumchen!!

  2. Rosemarie sagt

    Identititätskrise, nicht nur beim perfekten Esspresso!
    Vielleicht häuffiger stattdessen auf die kleinen “Freuden” des Alltags schauen. Diese lassen sich immer steigern.

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